22.03.2018  DKB Handball-Bundesliga

Dominik Klein beendet Karriere: "Was sollen wir an den freien Wochenenden nur machen?"

15 Jahre ging Dominik Klein in der DKB Handball-Bundesliga auf Torejagd, feierte mit dem THW Kiel zahllose Titel und wurde 2007 Weltmeister im eigenen Land. 2016 wechselte "Mini" zusammen mit Ehefrau Isabell Klein nach Nantes, am Ende dieser Saison beenden nun beide ihre lange und erfolgreiche Karriere. Im Interview spricht er über kommende Aufgaben, die Rückkehr nach Deutschland und freie Wochenenden.

Dominik, bei unserem letzten Gespräch hast du bezüglich deiner Zukunft noch gesagt, es gäbe keine „genauen Ergebnisse“. Jetzt ist die Situation anders: Welche Entscheidung hast du für deine handballerische Zukunft getroffen?

Dominik Klein: Ich werde meine aktive Profi-Karriere im Sommer beenden. Ich freue mich, so eine großartige Karriere gehabt zu haben, aber jetzt möchte ich aus dem Karussell, dass sich immer so schnell dreht, aussteigen und die Handballschuhe an den berühmten Nagel hängen. Meine Frau Isabell und ich werden mit unserem Sohn nach Deutschland zurückkehren.

Was sind die Gründe für diese Entscheidung?

Dominik Klein: Das ewige Abgleichen von Trainings- und Spielplänen, um nach etwas gemeinsamer Familienzeit zu suchen, soll ein Ende haben. Das Pensum, welches wir dabei in unserer Profisportler-Ehe absolvieren, ist für viele wahrscheinlich nicht nachzuempfinden; für uns aber reicht es jetzt. Die Spiele im Drei-Tages-Rhythmus und die vielen Reisen sind natürlich auch eine immens hohe Belastung für uns. Die Entscheidung, nach 15 Jahren in der Bundesliga nochmal für zwei Jahre ins Ausland zu gehen war von Beginn an richtig und die sportlichen Erwartungen sind auch zu 100 Prozent aufgegangen, aber wir freuen uns nach dieser Abenteuerreise jetzt sehr auf die gemeinsame Zeit.

Bis dein Vertrag im Sommer nach zwei Jahren ausläuft, läufst du noch für Nantes auf. Inwieweit haben sich deine sportlichen Erwartungen dort erfüllt?

Dominik Klein: Die erste Saison haben wir mit dem 2. Platz in der Liga und dem Pokalsieg beendet; in der Champions League sind wir - gleich in der ersten Saison der Vereinsgeschichte - bis ins Achtelfinale gekommen. Auch dieses Jahr spielen wir wieder eine starke Saison und haben in der Gruppe A der Königsklasse sogar unter Beweis gestellt, dass wir auf europäischer Bühne große Teams schlagen können! Jetzt ist es noch unser Ziel, ins Viertelfinale zu kommen!

Du sagst, du hängst die Handballschuhe an den Nagel. Wie wird es für Isabell weitergehen?

Dominik Klein: Sie hat ihre Nationalmannschaftskarriere nach der WM beendet, im Juni soll die Verabschiedung im Rahmen des Doppelländerspiels stattfinden. Da wir für Ende September unseren zweiten Nachwuchs erwarten, freuen wir uns dann jedoch erstmal auf die neue Zeit zu viert (lächelt).

 

Was wird ab Sommer die größte Veränderung für dich sein?

Dominik Klein: Was sollen wir an den freien Wochenenden nur machen? (lacht). Nein, im Ernst: Wir freuen uns sehr darauf, mehr Zeit für die Familie und unsere Freunde zu haben.

Glaubst du, dass dir der Handball fehlen wird?

Dominik Klein: Ich will dem Handball in gewisser Form ja erhalten bleiben und die vielen Auswärtsfahrten mit dem Bus oder das Warten an Flughäfen wird mir bestimmt nicht fehlen (schmunzelt).

Was nimmst du aus Frankreich mit?

Dominik Klein: Die neue Sprache (lacht). Ich bin damals ohne Vorkenntnisse nach Nantes gekommen und komme jetzt im Alltag wirklich zurecht. Ab und zu frage ich allerdings auch unseren vierjährigen Sohn, was es übersetzt heißt (schmunzelt).

Inwiefern hat dich die Zeit im Ausland weitergebracht?

Dominik Klein: Ich habe in der Anfangszeit sehr schnell reflektiert, wie es sich anfühlt, als „Ausländer“ in eine neue Mannschaft zu kommen. All die Jahre war ich in Kiel meist der "Deutsch-Lehrer" und habe die Sprache korrigiert - jetzt war ich derjenige, der gewisse Hemmnisse gespürt hat, in der Kabine einfach drauf los zu sprechen. Das hat rückblickend ein großes Verständnis gebracht.

Lass uns kurz auf deine Karriere zurückblicken. 2007 bist du Weltmeister im eigenen Land geworden …

Dominik Klein: Das war ein unglaubliches Erlebnis und gehört natürlich zu den Erlebnissen, die ich nie vergessen werde. Die Stimmung im Land und in den Hallen war fantastisch und ich war Teil einer großartigen Mannschaft. Markus Baur hat mich danach ja nicht zu unrecht als „Glückskind“ bezeichnet, weil ich das bereits als so junger Spieler erleben durfte.

Insgesamt hast du 187 Länderspiele absolviert. Was bedeutet es dir, dass du für die Nationalmannschaft auflaufen durftest?

Dominik Klein: Das ist das Größte, was man sich als jugendlicher Sportler vorstellen kann - einmal das Trikot der Nationalmannschaft zu tragen. Es ist die Belohnung für alles, was du machst; für jedes Training und jeden Kilometer, den du läufst, denn du gehörst zu denen, die sich zu den besten Handballern einer Nation zählen dürfen. Es war eine Ehre, für Deutschland zu spielen.

Was waren neben dem WM-Sieg 2007 die Highlights in deiner Karriere - und warum ausgerechnet diese Erlebnisse?

Dominik Klein: Neben all den sportlichen Erfolgen mit dem THW Kiel und Rückschlägen, die ich erleben und meistern durfte, sind es die emotionalen Highlights, die fest im Gedächtnis verankert bleiben. Das emotionale Comeback-Spiel gegen Veszprem am 6. Dezember 2015 war ein ganz besonderer Moment für mich. Der Kreuzbandriss war die einzige schwere Verletzung in 15 Jahren Profikarriere und dann durfte ich in der Champions League nach acht Monaten wieder auf das Feld. Es war auch deshalb besonders, weil ich an dem Tag meine behandelnden Physiotherapeuten und Reha-Trainer eingeladen hatte und zudem Freunde und Familie von weiter weg angereist waren.

Natürlich war auch das Abschiedsspiel in Kiel ein sehr emotionaler Moment. Der THW war die prägendste Station meiner Karriere und ich habe dort das Größte erlebt, was man als Sportler erleben kann. Dieser einmalige Abend war mit so viel Liebe und Herzblut organisiert und nach zehn Jahren in schwarz/weiß ging das Danke in der Abschiedsrede an jeden, der sich dieser THW-Familie angehörig fühlte!

Wie schwierig war es, den Alltag als Profihandballer mit dem Privatleben zu vereinbaren?

Dominik Klein: Da Isi und ich beide Handballer sind, war gegenseitig natürlich ein großes Verständnis füreinander da. Für uns gab es aber auch immer ein Leben außerhalb der Sporthalle und dort haben wir Freunde fürs Leben gefunden. Diese Freunde fühlen sich an wie Familie. 

Gibt es eine Entscheidung in deiner Karriere, die du im Nachhinein gerne rückgängig machen würdest?

Dominik Klein: Nein, überhaupt nicht. Ich würde alles wieder so machen. Der nächste Schritt in meiner Karriere hat sich immer ergeben und es hat sich alles gefügt.

Wer hat deine Karriere entscheidend geprägt?

Dominik Klein: Natürlich haben mich meine Eltern am meisten erzogen und auf das Leben vorbereitet. Sie gaben mir Werte wie Dankbarkeit und Glaube mit auf den Lebensweg. Mein Vater hat zudem immer gesagt: „Gib zehn Prozent mehr als die anderen.“ Der größte Dank gilt meinem ehemaligen Trainer Dr. Frantisek Fabian, der mich bei meinem Heimatverein Tuspo Obernburg entdeckt und gefördert hat. Ohne ihn hätte ich im Jugendalter nicht diesen Biss und das Durchsetzungsvermögen erlernt, was es braucht, um ganz nach oben zu kommen. Er schaut seit einem Jahr voller Stolz auf uns herab und wird mich auch in Zukunft weiterhin begleiten!

Wie geht es jetzt für dich weiter? Was sind die ersten Pläne für die Zukunft?

Dominik Klein: Ich möchte im Sommer noch einmal dorthin zurück, wo alles begann. Wir werden ein Spiel mit vielen ehemaligen Tuspo-Akteuren veranstalten, die auch die Zeit mit Feri erleben durften. Ihm zu Ehren wird am 30. Juni zudem ein Jugendturnier veranstaltet, welches für nachhaltige Jugendförderung sorgen soll. Danach schauen wir gespannt auf den nächsten Lebensabschnitt, der bestimmt wieder eine neue Abenteuerreise mit sich bringt, aber erst gibt es mal einen langen Urlaub (lacht).

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Klein

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