30.03.2018  DKB Handball-Bundesliga

Kiel feiert souveränen Heimerfolg

Die "Zebras" des deutschen Rekordmeisters haben ihre Heim-Serie ausgebaut: Vier Mal spielten die Kieler zuletzt hintereinander vor ihren eigenen Fans, jetzt gewann der THW Kiel auch das vierte Heimspiel in Serie. Am Donnerstagabend besiegten die Kieler den VfL Gummersbach souverän mit 29:23 (14:12). Ein 4:0-Lauf ab der 43. Minute beseitigte letzte Zweifel am doppelten Punktgewinn in der DKB Handball-Bundesliga. Überragender Akteur vor 10.285 Fans in der seit Wochen restlos ausverkauften Sparkassen-Arena war erneut THW-Torhüter Niklas Landin.

Die Gummersbacher liefen als Unterstützung für ihren erneut am Kreuzband verletzten Kapitän Simon Ernst allesamt mit einem weißen Shirt und der Nummer "3" sowie dem #Comebackstronger-Schriftzug auf. Begleitet wurden beiden Mannschaften von der inklusiven "Handiball"-Mannschaft aus Neumünster, die gemeinsam mit Leichtathletin Michaela Harder auf die Special Olympics für Menschen mit geistiger Behinderung, die vom 14. bis 18. Mai in Kiel stattfinden, aufmerksam machten. Rune Dahmke, eines der "Gesichter der Spiele", war indes wie Rene Toft Hansen weiter zum Zuschauen gezwungen: Beide leiden weiterhin an einer Schambein-Entzündung. Die Partie gegen den Altmeister nahm ziemlich zügig Fahrt auf: Vier Minuten, fünf Tore. Landin hatte Ekberg mit einem weiten Pass auf die Reise zum 3:2 geschickt, nachdem die Gäste zuvor zweimal in Führung gehen konnten. Fortan bestimmte der Rekordmeister aus Kiel die Partie, Lukas Nilsson, der später mit einer Wadenprellung raus musste, nagelte den Ball zum 4:2 in den langen Winkel. Doch die Oberbergischen ließen sich nicht abschütteln, profitierten dabei auch von zahlreichen Holztreffern der "Zebras", die sich erst nach einer Viertelstunde weiter absetzen konnten: Niclas Ekberg vom Siebenmeter-Strich, Kapitän Domagoj Duvnjak im Gegenstoß und Emil Frend Öfors nach einer spektakulären Landin-Parade erhöhten auf 10:6 (18.).

 

Doch es blieb auch nach Nilssons 12:8 (22.) beim wellenartigen Spielverlauf. Wieder kam der VfL durch einen Doppelschlag heran, brachte sich dann aber durch Zeitstrafen - und anderem faustete Feuchtmann im Kreis stehend eine Wurf aufs vermeintlich leere Tor ins Aus - in die Bredouille. Drei Hinausstellungen kassierten die Gummersbacher in den letzten fünf Minuten bis zum Wechsel - doch richtig profitieren konnte der THW davon nicht, weil Puhle einen Strafwurf von Ekberg hielt, weil der THW in Überzahl Fehler machte. Die Konsequenz: Nach Vujins 14:10 traf erst Schröter, der THW vertändelte seinen letzten Angriff, was Preuss zu einem Gegenstoß-Tor einlud: Mit einem Verzeiflungswurf aus 15 Metern überwand der Kreisläufer Landin zum schmeichelhaften 12:14-Halbzeitstand, der bei den Gästen die Hoffnung auf einen erneuten Coup gegen die Schwarz-Weißen nährte. 

 

Alfred Gislason tauschte in der Pause munter durch, brachte Christian Dissinger, Miha Zarabec und Ole Rahmel in die Partie. Die ersten Minuten gehörten aber wieder den Blau-Weißen, die durch den kaum in den Griff zu bekommenden Zhukov und Preuss den Ausgleich erzielten. Ein erneuter Rückschlag, der bei den Kielern aber nicht zu Hektik führte. Weil Zarabec sich sofort einfügte, per Schlagwurf zum 15:14 traf und dann einen Siebenmeter herausholte, den Vujin zum 16:14 verwandelte. Weil Niklas Landin jetzt noch hellwacher war als im ersten Durchgang, weil die THW-Defensive nun fester zupackte, aber die Kreis-Anspiele auf Preuss trotzdem nicht verhindern konnte. Der Kapitän läutete dann die stärkste Kieler Phase mit einem fantastischen No-Look-Pass auf Patrick Wiencek zum 17:15 ein, Steffen Weinhold jagte einen Gegenstoß zum 18:15 in die Maschen, und kurz darauf klaute Raul Santos in Überzahl den Ball und verwandelte nach kurzes Sprint zum 19:15. Zwar kamen die Gummersbacher noch einmal durch einen fulminanten Baumgärtner-Wurf in den Winkel auf 18:20 und durch Preuß auf 19:21 heran, doch dann setzte der THW zum entscheidenden Sprint an.

 

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Wiencek holte in Unterzahl einen Strafwurf heraus, den Vujin verwandelte. Duvnjak verhinderte hinten das Kreis-Anspiel, wofür sich Vujin mit einem großartigen Treffer von Halblinks bedankte. Dann leistete sich der VfL einen technischen Fehler, Ole Rahmel überwand Puhle. Und als Duvnjak erneut Wiencek am Kreis fand, war nach dem 4:0-Lauf in vier Minuten eine Vorentscheidung gefallen: Mit 25:19 ging der THW in die Schluss-Viertelstunde und konnte sich auch in dieser auf seinen Keeper verlassen: Niklas Landin nagelte seinen Kasten förmlich zu, schien die Bälle magisch anzuziehen. Nur vier Gegentreffer kassierte der Däne in den letzten 17 Minuten - Weltklasse. Je stärker Landin wurde, desto ängstlicher agierten die Gäste. So verpasste Zhukov mit einem Wurf auf das leere Tor den 22:25-Anschlusstreffer, weil Landin in Sprintermanier in sein Tor zurückeilte und den Ball vor der Linie stoppen konnte. Auf der Gegenseite ging der starke Weinhold den ganz langen Weg und traf zum 26:21, Landin hielt gegen Baumgärtner, Nikola Bilyk packte die beiden Punkte dann aus Halbrechts in den Sack: 27:21 (55.). Weinhold und Zarabec setzten die Schlusspunkte zum 29:23 unter eine Partie, die der THW Kiel nahezu über die gesamte Spielzeit unter Kontrolle hatte, die kämpfenden Gäste aber erst spät entscheidend auf Distanz halten konnte. Am Ende freuten sich die Zebras über wichtige Zähler im Kampf um die internationalen Startplätze - und nahmen gleich das nächste Ziel ins Visier.

 

Denn für die "Zebras" geht es noch einmal vor der Nationalmannschafts-"Pause" um alles: Am kommenden Sonntag steigt in Szeged das entscheidende Achtelfinal-Rückspiel in der VELUX EHF Champions League. In diese Partie gegen die Kieler nach der famosen zweiten Hälfte beim 29:22-Hinspielsieg mit einem Sieben-Tore-Polster. "Das aber war erst der erste Schritt", warnt nicht nur THW-Regisseur Miha Zarabec vor zuviel Euphorie. "Handball ist unfassbar schnell - und Szeged ist eine echte Heim-Macht. Da kann so ein Vorsprung ganz schnell aufgebraucht sein." THW-Trainer Alfred Gislason erwartet ebenfalls einen heißen Tanz in Ungarn: "Ich kenne Szeged, ich kenne die Halle, und ich kenne diese erfahrene Mannschaft. Sieben Tore sind besser als ein Tor Vorsprung, aber sie sind auch nichts im Handball. Wir müssen im Rückspiel noch besser als im Hinspiel sein, um in die nächste Runde zu kommen!"

Text: THW Kiel

Bild: Klahn

 

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