Nord-Süd-Gipfel unter besonderen Vorzeichen
Meister gegen Pokalsieger - was will das Herz eines Handballfans mehr? Die Duelle zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel haben in der Tat immer eine besondere Würze, sind sie doch meist das Nonplusultra der deutschen Handballszene. Und doch scheint in dieser Saison vieles anders zu sein, denn für den THW Kiel droht bereits am siebten Spieltag der Meisterschaftstraum einmal mehr zu platzen.
Vorschau
Hoch waren die Ziele, die sich die Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel vor Saisonbeginn gesteckt haben. Die Meisterschaft sollte es sein - für die Badener die dritte in Folge, für die Norddeutschen die erste nach drei Jahren. Jetzt, am siebten Spieltag, kann nur eine Mannschaft von sich behaupten, dass ihr vor der Saison definiertes Ziel noch absolut machbar ist.
Links zum Spiel:
Denn während die Löwen sich nach einem holprigen Start und einer Niederlage gegen Flensburg mit drei Siegen in Folge und einem Torverhältnis von 102:75 aus diesen drei Spielen rehabilitiert haben und sich in frühmeisterlicher Verfassung befinden, krankt der Pokalsieger aus Kiel.
Die Zebras stehen nach sechs Spieltagen nur auf dem neunten Tabellenrang. Niederlagen gegen Hannover, Melsungen und Wetzlar bedeuten ein ausgeglichenes Punkteverhältnis von 6:6-Punkten. Schlechter ist der THW Kiel seit 15 Jahren nicht in eine Saison gestartet! Damals standen die Kieler nach sechs Spieltagen mit 2:10-Punkten sogar auf einem Abstiegsrang. Am Ende der Saison rettete sich der Rekordmeister noch auf den sechsten Tabellenplatz - eine Platzierung, mit der sich im erfolgsverwöhnten Norden niemand zufrieden geben würde.
Für den THW Kiel kommt das Spiel gegen die Mannheimer einem vorgezogenem Endspiel um die Meisterschaft gleich. Gewinnen die Zebras, bleibt der Traum der 21. Meisterschaft am Leben. Verlieren sie, droht der Traum allerdings schneller zu platzen als gedacht.
Im Fokus
Am 2. Juli 1991 ist Hendrik Pekeler in Itzehoe geboren. Itzehoe, das ist eine Mittelstadt in Schleswig-Holstein, die eine knappe Autostunde von Kiel entfernt liegt. Und so war es auch nicht überraschend, dass Hendrik Pekeler 2008 im Alter von 17 Jahren beim deutschen Rekordmeister anheuerte. Zwei Jahre war der Kreisläufer ein Zebra. Durchsetzen konnte er sich in dieser Zeit nicht. 2010 flüchtete Pekeler zum Bergischen HC. Von dort aus verschlug es ihn zum TBV Lemgo und schließlich verpflichteten ihn im Jahr 2015 die Rhein-Neckar Löwen, bei denen Pekeler endgültig zur Weltklasse reifte.
Diese Weltklasse möchte der inzwischen 26-Jährige ab nächster Saison auch beim THW Kiel unter Beweis stellen und sich bei seinem zweiten Arbeitsengagement im hohen Norden durchsetzen. Für viele Außenstehende ist der Wechsel in die Heimat unverständlich. Bei den Rhein-Neckar Löwen ist Pekeler doch eine feste Größe und ein Garant für die erfolgreichen letzten Jahre. Zudem bildet Pekeler mit Andy Schmid die aktuell wohl gefährlichste Spielmacher-Kreisläufer-Achse weltweit.
Ob Pekeler nächstes Jahr auch mit Miha Zarabec so gut harmonieren wird, bleibt abzuwarten.
Zahlen, Daten, Statistiken
43 nationale Titel haben die Rhein-Neckar Löwen und der THW Kiel zusammen errungen. In 26 Bundesliga-Partien gegen einander konnten die Kieler ganze 18 für sich entscheiden. Lediglich sieben Mal gewannen die Rhein-Neckar Löwen den Nord-Süd-Gipfel. Allerdings, aus den letzten fünf Aufeinandertreffen gingen die Badener drei Mal siegreich hervor. Letztes Jahr gewann der Meister beide Duelle.
Stimmen zum Spiel
Andy Schmid (Rhein-Neckar Löwen):
... über die Form des Gegners: "Die Kieler sind angeschlagen und werden mit allem kommen, was sie haben."
Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen):
... über Vergleiche zum Supercup: "Ich glaube, dass man diese zwei Spiele kein bisschen miteinander vergleichen kann. Der Supercup wurde Ende August ausgespielt, dass ist eine Weile her. Deswegen sollte man in den Ausgang dieser Partie nicht zu viel hineininterpretieren."
... über Miha Zarabec: "Er bringt viel Tempo ins Spiel, ist ein sehr unangenehmer Gegenspieler und wir hatten häufig Probleme mit ihm, weil wir meistens sehr hoch auf unseren Halbpositionen verteidigen. Das führt dazu, dass Gedeón Guardiola und ich dann im Innenblock große Räume gegen einen kleinen Mann wie Zarabec verteidigen müssen. Das ist nicht immer einfach."
Alfred Gislason (Trainer, THW Kiel):
... über den Nord-Süd-Gipfel: "Wir spielen beim Meister, beim Top-Favoriten auf den Titel. Deshalb ist der Druck für meine Mannschaft nicht allzu hoch. In Mannheim muss sehr viel passieren, um dort Punkte mitnehmen zu können."
Rune Dahmke (THW Kiel):
... über den bisherigen Saisonverlauf: "Ich habe die Saison keinesfalls abgeschrieben. Die Saison ist offen wie noch nie. Wir werden in jedem Spiel alles geben, um das Beste rauszuholen. Und wir werden alles dafür tun, um Sonntag zu gewinnen."
Teamvergleich
Rhein-Neckar Löwen:
Punkte: 8:2
Bester Torschütze: Andy Schmid (33 Tore)
Paraden Torhüter: 64
THW Kiel:
Punkte: 6:6
Bester Torschütze: Niclas Ekberg (33 Tore)
Paraden Torhüter: 66
Live-Übertragung
Das Topspiel des Sonntags wird um 15:30 Uhr angepfiffen. Sky überträgt das Spiel wie immer LIVE.
Bild: Binder




