Der große Showdown - Kiel fordert Rhein-Neckar Löwen
Drei Spieltage noch zu spielen und drei Punkte Vorsprung auf Verfolger Flensburg: Die Rhein-Neckar Löwen haben auf der Saison-Zielgeraden alle Trümpfe in der eigenen Hand. Das Restprogramm hat es allerdings wahrlich in sich - am Mittwoch kommt mit dem THW Kiel ein ganz dicker Brocken in die seit Wochen ausverkaufte SAP Arena in Mannheim.
Ausblick
Am Mittwoch kann es bereits soweit sein. Sollte die SG Flensburg-Handewitt bei FRISCH AUF! Göppingen verlieren, haben die Rhein-Neckar Löwen im Heimspiel gegen den THW Kiel den ersten Matchball zur zweiten Deutschen Meisterschaft der Vereinsgeschichte. Doch auch wenn die Flensburger keine Punkte abgeben sollten - mit einem Sieg gegen den THW Kiel werden wohl selbst die größten Pessimisten nur noch wenig Bedenken an der Titelverteidigung haben.
Denn der Vorteil liegt klar bei den Badenern, die in den letzten beiden Saisonspielen erst zur HSG Wetzlar müssen und am letzten Spieltag die MT Melsungen erwarten. Mit 57:5 Punkten haben die Löwen drei Spieltage vor Saisonschluss drei Punkte Vorsprung auf die Zweitplatzierten aus Flensburg (54:8 Punkte). Es käme schon einem Wunder gleich, sollten die Löwen diesen Vorsprung noch auf der Zielgerade verspielen.
Zumal der THW Kiel seiner Form zur Zeit hinterherläuft. 20 Mal Deutscher Meister, zehn Mal Pokalsieger – wenn der THW Kiel im Sommer zu seiner traditionellen Abschlussfeier auf dem Rathausmarkt der Landeshauptstadt an der Ostsee lädt, wird dort mit schöner Regelmäßigkeit eine Trophäe präsentiert – und wenn es gut gelaufen ist, auch mal zwei oder wie 2007 sogar drei. Das Jahr 2016 bildete hier allerdings eine Ausnahme, erstmals seit 2004 blieben die Zebras ohne Titel und auch in der aktuellen Spielzeit drohte mit Blick auf die eigenen Ansprüche ein weiteres Jahr Tristesse.
Erst mit dem Pokalsieg beim Final Four in Hamburg rettete der THW eine Saison 2016/2017, in der er schon früh aus dem nationalen Titelrennen war und in der Champions League zwar die Rhein-Neckar Löwen aus dem Wettbewerb warf, im Viertelfinale dann aber gegen Barcelona die Segel streichen musste. Viele Experten hatten dem THW eine schwierige Saison prophezeit, da die oberste Priorität der Entwicklung einer neuen, verjüngten Mannschaft galt – diese Zielsetzung zog sich beim THW wie ein roter Faden durch die bisherige Saison und musste dabei immer wieder auch als Erklärung für die großen Leistungsschwankungen des einstigen Dominators des deutschen Handballs herhalten.
Links zum Spiel
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Vor allem die beiden 20-jährigen Neuzugänge Nikola Bylik und Lukas Nilsson sollen künftig das Spiel der Kieler im Rückraum prägen. Doch für beide war die Verantwortung in manchen Situationen oft noch zu groß, während Routiniers wie Spielmacher Domagoj Duvnjak oder Steffen Weinhold mit Verletzungen zu kämpfen hatten und einstige Stützen wie Marko Vujin, Christian Zeitz und Blazenko Lackovic ihren Zenit wohl langsam überschritten haben dürften. Oft fehlte Kiel daher die Balance, zu den überraschenden Punktverlusten in der Liga zählten nach der frühen Niederlage bei der HSG Wetzlar schon am dritten Spieltag vor allem der 30:34-Patzer beim TBV Lemgo oder das erzitterte 23:23 in der heimischen Sparkassen-Arena gegen GWD Minden.
Klar ist aber auch, dass der THW an guten Tagen mit jeder Mannschaft dieser Welt auf Augenhöhe agiert. Sollten die Kieler ihr Leistungspotential abrufen, dürfen sich die Zuschauer auf ein spannendes Spitzenspiel mit ungewissem Ausgang freuen. Nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt gehen die Rhein-Neckar Löwen allerdings nicht nur wegen des Heimvorteils als Favorit in die Begegnung.
Im Fokus
Gespannt sein darf man vor allem, wie der THW Kiel am Mittwoch gegen die Rhein-Neckar Löwen auftreten wird. Auf der einen Seite schmerzen die Langzeit-Ausfälle von den unersetzbaren Stützen Domagoj Duvnjak und Rene Toft Hansen in Angriff wie auch in der Abwehr. Auf der anderen Seite zeigten die Kieler durch die Verjüngung der Mannschaft in dieser Saison äußerst schwankende Leistungen auf dem Parkett.
Außer Frage steht dennoch das enorme Leistungspotential der jungen Nachwuchstalente wie Nikola Bylik oder Lukas Nilsson, die Partien im Alleingang entscheiden können. Findet die junge Kieler Mannschaft gut ins Spiel, erwartet die Rhein-Neckar Löwen eine ganz harte Partie. Gerade in Spielen gegen die Spitzenteams zeigte sich der THW in der Vergangenheit oftmals von seiner besten Seite, gut möglich also, dass sich die favorisierten Löwen ganz weit strecken müssen, um ihren Vorsprung auf die SG Flensburg-Handewitt weiter zu behalten.
Zahlen, Daten, Statistiken
Wenn Statistiken Spiele gewinnen würden, dann wäre das Topspiel eine ganz klare Sache für den THW Kiel. Von bisher 32 Partien gegen die Rhein-Neckar Löwen gewannen die Norddeutschen beeindruckende 22 Mal. Die Löwen behielten neun Mal die Oberhand, während es nur ein einziges Mal zu einer Punkteteilung kam. Doch bekanntlich gewinnt man Spiele nicht auf dem Papier und die derzeitige Form spricht eindeutig für die Rhein-Neckar Löwen. Eine klare Angelegenheit dürfte das Spiel allerdings trotz allem nicht werden.
Stimmen zum Spiel
Andy Schmid (Spieler, Rhein-Neckar Löwen):
... über die Erwartungen vor der Saison: "Ich hätte nie gedacht, dass wir in dieser Saison wirklich eine Chance haben, um die Meisterschaft mitzuspielen. Und jetzt haben wir es wirklich selbst in der Hand - dafür werden wir mit unseren Zuschauern alles geben."
Thorsten Storm (Geschäftsführer, THW Kiel):
... über die schwierige Saison des THW: „Die Erfolge der letzten Jahre stehen in engem Zusammenhang mit dem Namen Alfred Gislason. Natürlich kann man sich in der Sportwelt von der Vergangenheit nichts kaufen. Aber Alfred hat mit jungen Spielern einen Neuanfang begonnen, und ich sehe, dass er alles in die Weiterentwicklung des Teams investiert. Ich werde deshalb jetzt nicht alles über den Haufen werfen und in Frage stellen, was geplant ist und neu aufgebaut wird. Ich glaube an diese Mannschaft und an unseren Weg!"
Niklas Landin (Spieler, THW Kiel):
... über die Zielsetzung vor dem Spitzenspiel: "Wir wollen den Löwen das Leben schwer und das Titelrennen wieder ein wenig spannender machen. Allerdings muss dafür bei uns alles passen - und wir müssen ganz anders auftreten als zuletzt."
Marko Vujin (Spieler, THW Kiel):
... über den knappen Sieg gegen Coburg: "Ich war mit den zwei Punkten aus dem Coburg-Spiel zufrieden. Aber ich war nicht zufrieden, wie wir gespielt haben. Wir müssen aus dieser Partie lernen und mit voller Konzentration versuchen, aus den drei verbleibenden Spielen sechs Punkte zu holen - auch wenn das keine einfache Aufgabe wird."
Teamvergleich
Rhein-Neckar Löwen:
Punkte: 57:5
Torverhältnis: 926:763
Trefferquote: 62,60 %
Quote gehaltener Bälle: 35,84 %
THW Kiel:
Punkte: 49:13
Torverhältnis: 886:777
Trefferquote: 60,64%
Quote gehaltener Bälle: 35,50 %
Die letzten 5 Spiele der Teams:
Rhein-Neckar Löwen: S - S - S - S - S
THW Kiel: U - S - S - N - S
TV-Tipp
Das Spitzenspiel wird ab 20:40 Uhr LIVE im Free-TV auf Sport1 übertragen. Außerdem gibt es einen Sport1-Livestream sowie den Liveticker der DKB Handball-Bundesliga.
Foto: Klahn
Tabelle
| PL | Team | Spiele | Pkt |
|---|---|---|---|
| 1 |
Rhein-Neckar Löwen
|
32 | 59:5 |
| 2 |
SG Flensburg-Handewitt
|
33 | 56:10 |
| 3 |
THW Kiel
|
33 | 51:15 |
| 4 |
Füchse Berlin
|
33 | 49:17 |
| 5 |
SC Magdeburg
|
33 | 49:17 |
| 6 |
HSG Wetzlar
|
32 | 39:25 |
| 7 |
MT Melsungen
|
33 | 38:28 |
| 8 |
SC DHfK Leipzig
|
33 | 35:31 |
| 9 |
HC Erlangen
|
33 | 28:38 |
| 10 |
FRISCH AUF! Göppingen
|
33 | 26:40 |
| 11 |
TSV Hannover-Burgdorf
|
32 | 24:40 |
| 12 |
TSV GWD Minden
|
33 | 24:42 |
| 13 |
VfL Gummersbach
|
33 | 22:44 |
| 14 |
TVB 1898 Stuttgart
|
33 | 22:44 |
| 15 |
Bergischer HC
|
33 | 20:46 |
| 16 |
TBV Lemgo
|
32 | 19:45 |
| 17 |
HBW Balingen-Weilstetten
|
33 | 17:49 |
| 18 |
HSC 2000 Coburg
|
33 | 12:54 |
Rhein-Neckar Löwen
SG Flensburg-Handewitt
THW Kiel
Füchse Berlin
SC Magdeburg
HSG Wetzlar
MT Melsungen
SC DHfK Leipzig
HC Erlangen
FRISCH AUF! Göppingen
TSV Hannover-Burgdorf
TSV GWD Minden
VfL Gummersbach
TVB 1898 Stuttgart
Bergischer HC
TBV Lemgo
HBW Balingen-Weilstetten
HSC 2000 Coburg
FAG
RNL
HSC
ERL
BHC
HBW
TVB
FLE
THW
WET
MEL